Freitag, 12. Juni 2009

Taizé – Lyon – Le Puy

acht – sechs


Die Übernachtung in Cormatin beinhaltet das bislang beste Frühstück. Für französische Verhältnisse hervorragend fehlten für den großen Standard nur noch ein weiches Ei und eine ordentliche Wurstplatte. Und statt des angekündigten Orangensaft kam Pfirsichsaft. Auch recht! Den Gîte kann man sich merken, wenn man zu viert nach Taizé oder nach Burgund wollte. In Cormatin gibt es ein kunstgeschichtlich bemerkenswertes Schloss, das mit dem Schriftsteller Alphonse de Lamartine in Verbindung steht. Ein ander Mal ...
Ich fahre an Cluny vorbei auf die Autobahn. Es ist wieder böig und trotz gelegentlicher Sonne unangenehm zu fahren, zumal bei höherer Geschwindigkeit. Zwischen Lyon und St. Etienne kommt heftiger Regen dazu, dem ich aber mit etwas Glück unter Brücken und auf Tankstellen ohne die Übung „Ganz-Körper-Kondom“ ausweichen kann. Dann endet die Autobahn und Le Puy – Velay kommt in Reichweite. Ich bin schon auf Zeltplatz gepolt und male mir verschiedene Szenarien aus. Nicht aber, dass Walter die Heringe mitgenommen hat. Die besorge ich mir noch beim örtlichen Géant. Zum ersten Mal passiere ich eine vollautomatische Kasse. Eine weibliche Stimme begrüßt mich schon bei der Annäherung und gibt dann sachdienliche Anweisungen. Dennoch ist für Leute, die damit Schwierigkeiten haben könnten noch eine lebendige Frau am Wirken, deren Tonnage das Innenleben des Automaten zur Verzweiflung gebracht hätte. Auf dem Zeltplatz in L’Aiguilhe kann ich mir dann bei Nachbarn abgucken, wie die Zelte verspannt sind und wie man Heringe in den harten Boden reinschlägt. Von Süden nähert sich ein Gewitter, der Tag wird vorzeitig schwarz. Es rumpelt weithin. Alles eilt in die Behausungen.
Tropfen fallen, dann regnet es. Unter meinem Baum fühle ich mich sicher. Dann kommt heftiger Wind dazu, schließlich zeigt das Zelt, dass es für härtere Wassergüsse nicht geeignet ist. Es entsteht so eine Art stehender Zweitregen um mich herum, mit Nebel oder vielleicht den Spiegelungen aller meiner Befürchtungen.
Anfänglich kann ich noch raten, wie ich meine Sachen in Sicherheit bringe, dennoch bilden sich erste Seen und an den Rändern sowie an einzelnen Körperteilen setzt sich die Nässe qualifiziert durch. Meine Lustgefühle verwandeln sich in Missstimmung.
Der Schlaf ist ausgesetzt. Schließlich bitte ich die Wetterlenker nachdrücklich um Mäßigung, was auch tatsächlich hilft. Aber nass ist nass und „gschäe isch gschä!“

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