siebenzehn – sechs
Es ist wichtig, dass dieser Schalttag seine Aufgaben erfüllt:
Die Wäsche muss gesäubert und die Ausrüstung geordnet werden.
Die Berichterstattung muss weitergehen.
Das Geld ist ausgegangen, Nachschub ist gefordert.
Ich brauche was massives zu trinken, also viel.
Beim Café Bibal will ich einen Pilgerteller essen und fotografieren.
Danach will ich mich etwas erholen, also schlafen.
Ein bestimmtes Foto von Conques und vom gîte muss geschossen werden.
Den Wein von Conques will ich noch verkosten.
In der Mittagszeit finde ich am Motorrad einen Zettel mit einem Gruß: Lieber Würzburger ...
Herzlichen Gruß, wo immer ihr auch seid! Ihr hättet ja auch ein bisschen fragen können, ich war ja nur in der Waschküche oder in der Internet-Station.
Kurz danach kommt ein junger Österreicher vorbei, der meinem kleinen Trick zum Opfer fällt. Ich grüße nämlich mit „hallo!“ Deutschsprachige antworten mit einem h, Franzosen beginne mit a, wenn sie nicht ohnehin bonjour sagen. Der Österreicher Mike gehört zu einer Zufallsgruppe junger Leute, die sich immer wieder trifft. Das erfahre ich aber erst später. So weit sind wir noch nicht. Wir reden ein bisschen über den Weg und die Wanderzeiten. Dann gehe ich zum Gîte, er in den Busch.
Das Mittagessen bei Bibal ist ein richtiges Event. Der junge Koch strengt sich richtig an, einen fotogenen Pilgerteller zu gestalten. Die Inhaberin, seine Tante, war auch ganz stolz und erklärt mir, welche Gedanken sie sich dazu gemacht haben. Eben nicht nur ein belegtes Baguette, sondern viel Gemüse, Salat und auch Eiweiß. Schaut Euch an, was er hingekriegt hat. Der rote Sonnenschirm hat alles ein wenig kunstlichtmäßig verfärbt. Danach hat es noch Eis gegeben.
Am Ende meiner kleinen Rundtour nach Marcillac, wo ein bemerkenswerter Wein herkommt, und Salles-la-Source und zurück über Conques begegnet mir der Österreicher wieder. Diesmal halte ich richtig an, stelle das Moped ab und dann wird von der Musik über Zigaretten und das Pilgern die Welt abgehandelt. Eigentlich hätte er sich auf seine XT setzen können! Das hätten auch seine Freunde verstanden ...
Im Gîte angekommen stehen zwei junge Leute, eine Norwegerin und ein Deutscher etwas ratlos vor der Tafel, die miteilt, dass man sich einrichten soll, weil die Herbergseltern nicht da sind. Aus den zweien werden drei, ein junger Mann aus Hilpoltstein kommt dazu. Später werden wir stundenlang darüber diskutieren, wie sich regionale Beheimatungen zum europäischen Selbstverständnis verhalten. Globalisierung und Heimatlosigkeit, eine frühe Abneigung, woher auch immer, gegenüber langfristigen Engagements können zu nebulösem Europäertum führen, das in der benannten Weise noch keinen Inhalt hat.
Ich nehme nicht am Abendessen teil, sondern unterhalte mich mit den jungen Leuten über Astronomie und Schicksal. Der Weg wird von allen als gestaltender Teil ihres Schicksals empfunden.
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